Neulich hatten wir die «Blaue Kontrolle» auf unserem Betrieb. Vor lauter Kontrollen wusste ich zunächst gar nicht mehr genau, um welche Art von Kontrolle es sich nun genau handelte. Es ging um die Tiere.

Angenehm ist das nie, auch wenn es nichts zu beanstanden gibt. Letzten Endes gab es einiges an Lob («sehr hygienisch») und wenig Tadel (ich habe die Pferdepässe der Pensionspferde nicht abgelegt, Schande über mich). Und ich staunte, dass auch die Pensionspferdehaltung von Amtes wegen kontrolliert wird. Ein tierschutzwidriger Pensionspferdebetrieb scheint mir ein schlechtes Geschäftsmodell zu sein. Der Markt regelt alles, heisst ein berühmtes Dogma. Alles? Kaum. Aber schlechte Pensionspferdeställe eliminiert er vielleicht schon, dieser Markt.

Ein WC-Reglement gibt es bereits…

Nun denn, wir dürfen weiter Muni mästen und Pferde halten. Verrückt, was alles reglementiert ist, denke ich mir, mit Quadratmetern und Deckenhöhen und blumig formulierten Definitionen von Einstreu, Auslauf und Konsorten. Und gerade als ich mich wegen dieser Reglementierungswut aufregen will, kommt mir in den Sinn: Ich habe ja selber schon Reglemente geschrieben. Eines zur WC-Benützung, und vor wenigen Wochen schon wieder eines. Wieder nicht ganz freiwillig.

Es tummeln sich mittlerweile ziemlich viele Menschen im Zusammenhang mit der Pensionspferdehaltung auf unserem Betrieb. Alle haben Bedürfnisse, Platz ist eines davon. Und bei den allermeisten sind diese Bedürfnisse tendenziell wachsend. Da wir in Unterlunkhofen Halbpension anbieten und ich tagsüber oft ausser Haus beschäftigt bin, gibt es auch einen gewissen Spielraum für unerwünschte Entfaltung. Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse. Oder anders gesagt: Die Kontrolle meinerseits war etwas lasch. Es ist nämlich nicht nur unangenehm, kontrolliert zu werden, sondern auch, selber zu kontrollieren, besonders, wenn anschliessend noch gerügt werden muss.

… nun ist auch im Pensionspferdestall (hoffentlich) alles klar geregelt

Es ist nichts Gravierendes vorgefallen, sondern es gab lauter kleine Grenzüberschreitungen, die in der Summe dann für mich nicht mehr hinnehmbar waren. Und so landete ich bei einem Reglement, das ich in einem partizipativen Prozess mit den Rösselerinnen schrieb. Es enthält viel Triviales («Parkiert wird nur an den dafür vorgesehenen Stellen, also nicht auf dem Hofplatz oder in der Scheune»), und die meisten Punkte wären im Einzelfall auch kein Problem, sondern sind erst dann eines, wenn alle ein gewisses Verhalten an den Tag legen.

Nun hoffe ich, dass mit diesem Reglement eine Basis für ein gutes Einvernehmen gelegt ist. Und jetzt wären wir wieder bei den Kontrollen: Ein Reglement nützt nichts ohne Kontrolle, heisst es. Ganz so formell wird es bei mir kaum passieren. Kontrollen erfolgen laufend, und ich werde Störendes viel schneller (nämlich: sofort) ansprechen, was auch einfacher ist mit der gemeinsamen rechtlichen Grundlage des Stallreglements. Und wenn Verstösse festgestellt werden? Gibt es dann ein Sanktionsreglement? Ich hoffe nicht, dass es so weit kommt.

Als flankierende Massnahme erwäge ich eine regelmässige Besprechung über die Entwicklungen im Stall mit den Pferdehaltenden. Möge diese Massnahme fruchten und weiteren Reglementierungen Einhalt gebieten. Und sonst, ja sonst bleibt die Sanktionshoheit gewiss bei mir. Und von einem abgestuften Modell halte ich eher wenig. Wer sich nicht an gemeinsame Regeln hält, darf sich einen anderen Stall suchen. Ich glaube, dies liegt langfristig im Interesse aller.